10.10.25
Fr,
19:30

Wie jemand, der ein Seebeben schultert
Das Festival Barrio | Bairro zu Gast

Gespräch
Lesung
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Laura Erber © Ajay Gandhi

Enrique Winter © Emily Ahmad

Leonardo Tonus © Fepinheiro

Als Teil des Festivals Barrio | Bairro, das zeitgenössische Literatur aus Lateinamerika und der lateinamerikanischen Diaspora nach Berlin bringt, lesen drei Dichter:innen im Haus für Poesie:

Laura Erber (geboren 1979 in Rio de Janeiro) lebt in den Niederlanden, schreibt Prosa und Lyrik und ist bildende Künstlerin. Ein erster deutscher Band erscheint demnächst in der Übersetzung von Timo Berger unter dem Titel Zollbureau für Zucker und Tabak (Siesta Verlag). Dessen fragmentarische Gedichte sind eine poetische Spurensuche: nach Erinnerungen, Gerüchen, Materialien – und nach den wiederkehrenden Strukturen kolonialer Ordnungen in Körpern, Orten und Gütern: „am ende des tages kann alles explodieren und wieder von vorne anfangen durch das was nicht aufhört“.

Leonardo Tonus (geboren in São Paulo) ist Professor für brasilianische Literatur an der Sorbonne Nouvelle in Paris. Sein dritter Band erschien 2023 in deutscher Übersetzung von Lilli-Hannah Hoepner unter dem Titel Aufzeichnungen von hoher See (Hagebutte Verlag). Darin verflechten sich Fluchtbewegungen der Gegenwart und Vergangenheit mit Tonus eigener Familiengeschichte italienischer Auswanderer nach Brasilien zu einem Wir der Migration, das sich dem Vergessen entgegenstellt: „wie wissen, wer wir sind / wenn wir die Not des anderen / – der wir auch sind – / vergessen?“

Enrique Winter (geboren 1982 in Santiago de Chile) lebt in Köln und wurde in diesem Jahr für sein Schreiben mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet. Ein deutscher Auswahlband, übersetzt von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering, erschien 2018 unter dem Titel Oben das Meer unten der Himmel (parasitenpresse). Winters Gedichte suchen nach einer Sprache für die sozial zerrüttete Gegenwart, in der die politischen Traumata der Vergangenheit nachwirken, das Springseil zum Strick wird, an dem der Großvater sich erhängt, „weil wir meinten, das Vergessen fange keinen Staub“.

Die Veranstaltung wird spanisch/portugiesisch-deutsch gedolmetscht. Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen. Die einzelnen Lese- und Gesprächsblöcke finden entweder auf Spanisch oder auf Portugiesisch statt und werden alle jeweils ins Deutsche gedolmetscht. Die Veranstaltung ist Teil von Barrio | Bairro Berlin 2025. Mit freundlicher Unterstützung durch das Chilenische Außenministerium, die Chilenische Botschaft in Deutschland und DIRAC

In Lesung & Gespräch Laura Erber, Leonardo Tonus, Enrique Winter
Moderation Douglas Pompeu