HAUS FÜR POESIE

Maryja Badziej (geboren 1997 in Vaŭkavysk, Belarus) ist Dichterin und Übersetzerin. Ihr Debütband Miod i dym („Honig und Rauch“) erschien 2023 im Verlag Pflaŭmbaŭm in Litauen und wurde als einer der besten Gedichtbände des Jahres gefeiert, als ein „Buch wie eine Kantate“ (Hanna Šakieĺ), wie „Honig für die Ohren und Rauch für das Herz“ (Volha Hronskaja). Die Dichterin beschreibt darin das „Grenzland“ im Westen Belarus nahe Vaŭkavysk, ihrer Geburtsstadt, „ein Land, so stechend, aus der Luft wachsen Kreuze und Disteln“. Die Gedichte sind sehr sinnlich, gleichzeitig mythisch aufgeladen. Sie schmecken und riechen diesen Landstrich, sie lesen die „Handschriften der Gräser“, fühlen den „Puls der Bäume im Rindeneinband“, erinnern Namen und alte Schicksale „im Nachhall, im Hauch, im Widerhall“.

Tania Skarynkina (geboren 1969 in Smarhoń, Belarus) schreibt Prosa auf Belarusisch und Lyrik auf Russisch. Zu letzt erschienen der Essayband Rajcentr (Pflaŭmbaŭm 2021, „Kreisstadtparadies“) über ihre vielsprachige Heimatstadt Smarhoń in West-Belarus, die geprägt ist von historischen Brüchen und wechselnder Zugehörigkeit, sowie der Gedichtband Yesmomochka (Pflaŭmbaŭm 2022, „YesMom“). In ihrer Lyrik fängt Skarynkina seismografisch Alltagsbeobachtungen ein, sammelt und verwahrt sie förmlich im Gedicht: sei es der Falter, der im Spätsommer der Jesusfigur in der Kirche Luft zufächelt, die sechspfotige Katze, „die auf Polnisch zwischen den Zähnen zischelt“, oder „die Regungslose“ in der Vorortbahn, mit zur Faust geballten Händen, der die Sprecherin keinen Blick schenkt, „um die Regsame in mir nicht preiszugeben“.

Die Veranstaltung wird belarusisch-deutsch gedolmetscht.

In Lesung & Gespräch Maryja Badziej, Tania Skarynkina
Moderation Katharina Narbutovič