14.11.25
Fr,
19:30

in ehrbarer balance
Ein Abend mit Antjie Krog

Lesung
Gespräch
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© Brenda Veldtmann

Antjie Krog (geboren 1952 in Kroonstad, Südafrikanische Union) ist Dichterin und Journalistin. Während sie ihre Artikel und Essays häufig auf Englisch schreibt, ist die Sprache ihrer Gedichte das Afrikaans. Sie debütierte bereits mit 17 Jahren und gilt heute als bedeutendste Dichterin, die auf Afrikaans schreibt.

Waren ihre Anfänge noch klassisch geprägt, entwickelte Krog im Laufe der Jahrzehnte einen selbstbewusst-experimentellen Ansatz: Sie brach die Syntax von innen auf und bereicherte die Sprache gleichzeitig mit zahlreichen Neologismen. Die Kritik beschrieb diesen neuartigen Ton in ihren Gedichten gern anerkennend als „Antjiekaans“.

Als dezidiert politisch denkende und handelnde Autorin blieb sie stets der Tatsache eingedenk, dass ihre erste Sprache die Sprache der Täter war („in meiner hart erkämpften sprache“, heißt es einmal). Diese Ambivalenz prägt ihr gesamtes Werk. Aus ihr erwuchs auch die Erkenntnis, dass es eine Pflicht zur politischen Einmischung gebe. So setzte sich Krog immer kritisch mit der Geschichte der Apartheid in ihrem Land auseinander und begleitete später journalistisch die Arbeit der Südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC). Einige Aussagen der Opfer vor der Kommission fanden Eingang in ihre Gedichte und in das vielfach ausgezeichnete Buch Country of my Skull. Um die Themen Schuld und Vergeben kreisen viele ihrer Texte. Im Zyklus Frau Justitia mit verbundenen augen beklagt sie den „mangel an moralischer fantasie“ und fragt in einem späteren Abschnitt des Gedichts: „wie lebt man in ehrbarer balance?“

Ein weiterer wichtiger Themenkomplex in Krogs Werk ist die Auseinandersetzung mit dem Körper, dem Altern und dem Begehren. Sie schreibt über das Herz und seinen „steigbügel aus eis“, über „bodensatz und auslaut der liebe“. Ihre sinnliche Sprache vermag noch dem kleinsten „griff elgeräusch der wimpern“ nachzuspüren. Einige Texte sind erbarmungslose Protokolle des Alterns: Sie erzählen vom Schwinden des Östrogens und von einem Körper, der „sich auflöst an den nähten“. Es geht konkret um die Hinfälligkeit des eigenen Körpers, aber auch um die eines geliebten, begehrten Gegenübers (ein Text ist ein Liebesgedicht an einen Mann und zugleich an alle Männer, die er einmal war, in allen Entwicklungsstadien seines Lebens). Krog selbst nennt dies ein sich Durchkämpfen „zum vokabular des alters“. In wieder anderen Gedichten schreibt sie über Tage, die sich ihrer Traurigkeit überlassen, in denen Häuser mit dem Hinterteil zum Regen stehen „wie eine warme kuh“.

An diesem Abend liest Antjie Krog ältere Texte sowie eigens für diese Veranstaltung übersetzte Gedichte aus ihrem jüngsten Band plunder (2022), der mit dem Helgaard Steyn Award for Literature ausgezeichnet wurde – einem der renommiertesten Literaturpreise Südafrikas.

Die Veranstaltung wird englisch-deutsch gedolmetscht. Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen

Lesung & Gespräch Antjie Krog
Moderation Marie Luise Knott