11.12.25
Do,
19:30

Weltschmerz
Poesie lesen von: Nikolaus Lenau

Lesung
Gespräch
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© Friedrich Amerlin

Nikolaus Lenau (geboren 1802 in Tschadat/Csatád im Banat (heute: Lenauheim, Rumänien); gestorben 1850 in Wien) war der späteste unter den Spätromantikern, obwohl sowohl Ludwig Tieck als auch Joseph von Eichendorff ihn um wenige Jahre überlebten.

Seine Gedichte sind Gebilde, die noch vom alten Atem des Volksliedes bewegt wurden – trügerisch einfach, häufig sangbar, immer mit einem deutlichen Zug ins Resignative: „Welkes Laub und welkes Hoff en“, ein ewiges „Herbstgefühl“, das „verderben“ auf „sterben“ reimt. Jedes Gedicht ein Durchqueren der verfallenen Räume, über die der Tod seine Netze legt. Lenau bildete die romantische Nachhut im Zeichen der Universalpoesie in einer Zeit der Restauration und des heraufdämmernden Biedermeiers. Er war der Wilde unter den Gezähmten, betrieb Legendenbildung in eigener Sache, war dabei näher an Byron als an Eichendorff . Dadurch wurde er zum Kronzeugen für Max Stirners späteren Anarchismus. Das eigene Leben sollte ihm selbst zum Kunstwerk werden; in seinen sogenannten „Zetteln“ protokollierte er den seelisch-körperlichen Verfall. Und doch ist die Inszenierung der von ihm gelebten, ja durchlittenen Poesie durch und durch künstlich – eine Attitüde, die ihm in Fleisch und Blut überging. Nirgends war er zuhause – oder doch am ehesten in den Wiener Kaff eehäusern und Beiseln, später dann in den schwäbischen Salons, noch später in den Taverns und Ale Houses der Neuen Welt. Ein Leben im Transit: zwischen zwei Städten, zwischen zwei Frauen und ganz am Ende, auf halbem Weg in die geistige Umnachtung schon, zwischen mehreren Heilanstalten. Ein Prototyp des selbstzerstörerischen Mannes, der im 20. Jahrhundert so viele Ableger fand.

Der Frage, was uns das lyrische Werk dieses Mannes heute noch bedeuten kann, soll an diesem Abend nachgegangen werden.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Haus für Poesie mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam

In Lesung & Gespräch Olivia Spiridon, Georg Aescht