HAUS FÜR POESIE

Hannah K Bründls Band schilfern ist eine Statistik der Autonomen Frauenhäuser Österreich vorangestellt: Beinahe jede dritte Frau ab dem Alter von 15 Jahren ist in Österreich von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroff en. Aber wie davon sprechen – und wie von Liebe – wenn auch unsere Sprache „infiziert“ und von Gewaltstrukturen durchzogen ist: „das kommando ist dem leib eingeschrieben / nimm ein wort wie sehnsucht in den mund“. Schicht um Schicht, Wort für Wort tragen die Gedichte verkrustete Sprachschichten ab, um eine selbstbestimmte Sprache offenzulegen, in der ein gewaltfreies Sprechen über Liebe möglich wird, „radikal, vollumfänglich, in sicherheit“, eine Sprache, die trägt, ohne „die nebensächliche grausamkeit der vertrauten benennungen“.

„Solange keine Schraube durchdreht, ist da Spiel“, heißt es an einer Stelle in Franziska Füchsls Band Die Straßen sind sichtbar, und vielleicht könnte das als Motto gelten. Denn hier werden zugepflasterte Straßen und scheinbar lückenlose (sprachliche) Strukturen auf ihre Beweglichkeit überprüft: „Mein Draußen ist das Spiel, das ich in der Aussparung im Pfl aster meines jeden Tages habe.“ So entlarvt die Sprecherin die Bäume, die „in eingedrilltem Abstand appellartig“ mit Heißkleber von Stadtangestellten befestigt werden, als reine Abbilder von Bäumen, Bäume wie Kinderzeichnungen. Dem entgegen stellt sie eine andere Art der Verwilderung, die Souveränität des Spiels: „Ich habe mich verliebt in die Möglichkeit, die Weise, in der ich lebe, vollends zu ändern.“

In Lesung & Gespräch Hannah K Bründl, Franziska Füchsl
Moderation Caca Savic